Führung bedeutet für viele Kontrolle, klare Strukturen und feste Entscheidungen. Doch was passiert, wenn die Führungskraft genau das Gegenteil tut? Beim Laissez-faire-Führungsstil gibt es keine starren Vorgaben, kaum Kontrolle und viel Eigenverantwortung für die Mitarbeiter. Doch führt das zu mehr Kreativität und Eigeninitiative – oder einfach nur zu Chaos und Orientierungslosigkeit?
Aaron Brück, Unternehmer, Vortragsredner und Experte für Leadership, beschreibt es so: „Laissez-faire ist die absolute Freiheit in der Führung – und genau das ist das Problem. Nicht jedes Team kann damit umgehen. Wer den Laissez-faire-Stil falsch anwendet, schafft nicht Selbstbestimmung, sondern Unsicherheit.“
In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick darauf, was den Laissez-faire-Führungsstil ausmacht, wo er funktioniert und wo er an seine Grenzen stößt.
Was ist der Laissez-faire-Führungsstil?
Der Begriff „Laissez-faire“ kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „machen lassen“. Das beschreibt diesen Führungsstil perfekt: Die Führungskraft gibt nur eine grobe Richtung vor und lässt das Team weitgehend eigenständig arbeiten.
Typische Merkmale:
- Kaum Kontrolle oder direkte Anweisungen
- Mitarbeiter entscheiden selbst, wie sie arbeiten
- Hohe Eigenverantwortung
- Minimale Einmischung der Führungskraft
- Kreativität und Selbstorganisation stehen im Vordergrund
Der Laissez-faire-Stil ist das komplette Gegenteil des autoritären Führungsstils. Während autoritäre Führung klare Vorgaben und strikte Kontrolle mit sich bringt, setzt Laissez-faire auf maximale Freiheit.
Doch bedeutet weniger Führung gleich mehr Erfolg? Nicht unbedingt.
Wann funktioniert der Laissez-faire-Führungsstil?
Der Laissez-faire-Stil kann sehr effektiv sein – aber nur unter bestimmten Bedingungen.
1. In hochqualifizierten Teams mit Eigenverantwortung
Laissez-faire funktioniert dann, wenn das Team aus echten Experten besteht, die wissen, was sie tun und keine ständigen Vorgaben brauchen.
Beispiel:
Ein Forschungsteam arbeitet an einer neuen Technologie. Die Wissenschaftler haben tiefgehendes Fachwissen und benötigen keine ständige Kontrolle. Die Führungskraft gibt lediglich die Richtung vor, lässt das Team aber frei arbeiten.
Warum das funktioniert? Weil das Team genau weiß, was zu tun ist, und selbstständig arbeitet.
2. In kreativen Berufen
Kreativität braucht Freiraum. In Bereichen wie Design, Kunst oder Werbung kann Laissez-faire ein echter Produktivitätstreiber sein.
Beispiel:
Ein Grafikdesigner-Team bekommt nur das Endziel vorgegeben (z. B. „Entwickelt eine neue Markenidentität“) und entscheidet selbst, wie es dorthin gelangt.
Warum das funktioniert? Weil kreative Prozesse nicht durch starre Strukturen eingeschränkt werden sollten.
3. In Startups mit flachen Hierarchien
Junge Unternehmen mit flexiblen Strukturen setzen oft auf eine Laissez-faire-Kultur, weil sie Innovation fördern und die Motivation der Mitarbeiter steigern wollen.
Beispiel:
Ein Startup-Gründer gibt seinem Team freie Hand bei der Entwicklung eines neuen Produkts. Er vertraut darauf, dass jeder selbst die besten Entscheidungen für seine Aufgaben trifft.
Warum das funktioniert? Weil Startups von Dynamik, Eigeninitiative und schnellen Entscheidungen leben.
Die Vorteile des Laissez-faire-Führungsstils
✔ Hohe Eigenverantwortung – Mitarbeiter lernen, selbst zu entscheiden und Verantwortung für ihre Arbeit zu übernehmen.
✔ Fördert Kreativität und Innovation – Ohne enge Vorgaben können neue Ideen entstehen.
✔ Steigert Motivation und Zufriedenheit – Viele Menschen arbeiten besser, wenn sie selbst bestimmen können, wie sie ihre Aufgaben erledigen.
✔ Weniger Kontrollaufwand für die Führungskraft – Statt Mikromanagement kann sich die Führungskraft auf strategische Themen konzentrieren.
Die Risiken und Nachteile des Laissez-faire-Führungsstils
Doch der Laissez-faire-Stil hat auch erhebliche Risiken – besonders dann, wenn er falsch eingesetzt wird.
✖ Gefahr von Chaos und Ineffizienz – Ohne klare Strukturen können Prozesse ins Stocken geraten.
✖ Fehlende Kontrolle über Ergebnisse – Wenn niemand kontrolliert, kann es passieren, dass Fehler übersehen oder Deadlines nicht eingehalten werden.
✖ Überforderung der Mitarbeiter – Nicht jeder kommt mit völliger Freiheit klar. Manche brauchen mehr Anleitung.
✖ Fehlende Führungskompetenz der Führungskraft – Manche Chefs setzen Laissez-faire ein, weil sie keine echten Führungsentscheidungen treffen wollen.
Beispiel für eine Fehlanwendung:
Ein Geschäftsführer gibt seinem Vertriebsteam völlige Freiheit bei der Preisgestaltung – ohne klare Strategie. Das führt dazu, dass Kunden verwirrt sind, weil jeder Verkäufer andere Preise macht. Das Unternehmen verliert Marktanteile.
Wie setzt man den Laissez-faire-Führungsstil erfolgreich um?
Laissez-faire bedeutet nicht, sich als Führungskraft komplett zurückzuziehen. Erfolgreiche Laissez-faire-Führung basiert auf klaren Rahmenbedingungen.
1. Die richtigen Mitarbeiter auswählen
Nicht jeder kann mit völliger Freiheit umgehen. Laissez-faire funktioniert nur mit Mitarbeitern, die selbstständig arbeiten können.
Was tun?
- Nur in Teams mit hoher Fachkompetenz einsetzen
- Klare Kriterien für Eigenverantwortung festlegen
2. Klare Ziele und Erwartungen setzen
Auch wenn die Mitarbeiter selbst entscheiden, WIE sie arbeiten, sollte die Führungskraft klare Ziele vorgeben.
Was tun?
- Ergebnisorientierte Führung statt Prozesskontrolle
- Klare Deadlines und Zielvorgaben setzen
3. Regelmäßige Feedbackschleifen einbauen
Auch wenn es keine strikte Kontrolle gibt, sollte es regelmäßige Check-ins geben, um Fortschritte zu besprechen.
Was tun?
- Wöchentliche oder monatliche Meetings, um den Status zu klären
- Probleme frühzeitig erkennen und gegensteuern
4. Unterstützung statt Kontrolle bieten
Die Führungskraft sollte als Mentor oder Coach fungieren, statt nur Anweisungen zu geben.
Was tun?
- Mitarbeiter bei Bedarf unterstützen
- Ressourcen bereitstellen, um Eigenverantwortung zu ermöglichen
Fazit: Laissez-faire ist kein Freifahrtschein – es braucht Struktur
Laissez-faire kann ein sehr effektiver Führungsstil sein, wenn er gezielt eingesetzt wird. Doch er ist nicht für jedes Unternehmen und jedes Team geeignet.
Aaron Brück fasst es treffend zusammen: „Laissez-faire ist nicht einfach ‚machen lassen‘ – es ist ein Balanceakt zwischen Vertrauen und Führung. Wer nur loslässt, verliert die Kontrolle. Wer aber den richtigen Rahmen setzt, kann echte Eigenverantwortung fördern.“
Die besten Laissez-faire-Führungskräfte sind nicht die, die sich aus allem heraushalten, sondern die, die ihrem Team genau so viel Freiheit geben, wie es braucht – nicht mehr und nicht weniger.
Über Aaron Brück
Aaron Brück ist erfolgreicher Unternehmer, Vortragsredner und Experte für Leadership. In seinen Keynotes zeigt er Führungskräften, wie sie moderne Führungsstile richtig einsetzen, ihre Teams inspirieren und langfristig erfolgreich führen. Seine praxisnahen Strategien helfen Unternehmen, Eigenverantwortung zu fördern, ohne in Chaos zu enden.