Der autoritäre Führungsstil: Warum er oft unterschätzt wird und wann er tatsächlich funktioniert

5. März 2025

Der autoritäre Führungsstil hat keinen guten Ruf. Oft wird er mit striktem Befehlston, mangelnder Mitbestimmung und einer veralteten Unternehmenskultur assoziiert. Doch ist er wirklich so schlecht, wie viele denken? Oder gibt es Situationen, in denen eine autoritäre Führung genau das ist, was ein Team braucht?

Aaron Brück, Unternehmer, Vortragsredner und Experte für Leadership, sieht den autoritären Führungsstil differenziert: „Viele verbinden autoritäre Führung mit diktatorischem Verhalten. Aber es gibt einen Unterschied zwischen autoritär und autoritär geführt. In manchen Situationen ist eine klare, entscheidungsstarke Führung genau das, was ein Unternehmen oder ein Team braucht.“

In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf den autoritären Führungsstil, seine Vorteile, Nachteile und die Frage, wann er tatsächlich die beste Wahl sein kann.

Was ist der autoritäre Führungsstil?

Beim autoritären Führungsstil trifft die Führungskraft die Entscheidungen allein und gibt klare Anweisungen an das Team weiter. Die Hierarchie ist streng, und es gibt wenig bis keine Mitsprache der Mitarbeiter.

Typische Merkmale:

  • Entscheidungen werden von der Führungskraft allein getroffen
  • Klare Anweisungen und Erwartungen
  • Strikte Kontrolle über Abläufe und Ergebnisse
  • Kaum Mitspracherecht für das Team
  • Fokus auf Disziplin und Effizienz

Ein autoritärer Führungsstil kann sehr effektiv sein, wenn er richtig angewendet wird. Doch wenn er zu extrem ausgeübt wird, führt er schnell zu Frustration, Demotivation und einer hohen Fluktuation im Team.

Wann ist der autoritäre Führungsstil sinnvoll?

Es gibt bestimmte Situationen, in denen der autoritäre Führungsstil nicht nur effektiv, sondern sogar notwendig ist.

1. In Krisensituationen

In Notfällen oder Krisen müssen schnelle Entscheidungen getroffen werden. Es bleibt keine Zeit für lange Diskussionen oder demokratische Abstimmungen.

Beispiel:
Ein Feuerwehrmann, der einen Brand löscht, kann nicht erst sein Team fragen, ob sie lieber mit dem Schlauch oder mit der Axt arbeiten wollen. Er muss klare Anweisungen geben, damit die Rettungsaktion funktioniert.

Auch in Unternehmen kann es Krisensituationen geben, in denen eine klare, schnelle Führung notwendig ist – zum Beispiel, wenn eine existenzielle Bedrohung wie ein plötzlicher Umsatzeinbruch oder ein massiver Produktfehler auftritt.

2. Wenn das Team unerfahren ist

Neue oder unerfahrene Mitarbeiter brauchen klare Strukturen, um sich in einem Unternehmen zurechtzufinden.

Beispiel:
Ein neuer Azubi in einer Autowerkstatt hat wenig Erfahrung. Ein autoritärer Werkstattmeister, der ihm genaue Anweisungen gibt, kann ihm helfen, schnell die richtigen Handgriffe zu lernen.

Wenn ein Team nicht über das notwendige Wissen oder die Erfahrung verfügt, um eigenständig Entscheidungen zu treffen, ist es oft sinnvoller, eine klare Richtung vorzugeben.

3. In sicherheitskritischen Bereichen

In Bereichen, in denen Fehler fatale Folgen haben können, ist ein autoritärer Führungsstil oft die einzige sinnvolle Option.

Beispiel:
Ein Flugkapitän kann im Notfall keine langen Diskussionen mit dem Co-Piloten oder der Crew führen. Er muss klare Anweisungen geben, um die Sicherheit aller zu gewährleisten.

Das gilt auch für die Medizin, den Militärbereich oder Hochsicherheitsproduktionen.

4. Wenn schnelle Ergebnisse erforderlich sind

Manchmal muss ein Unternehmen oder ein Team innerhalb kürzester Zeit Leistung erbringen. Ein autoritärer Führungsstil kann helfen, Effizienz und Geschwindigkeit zu maximieren.

Beispiel:
Ein Eventmanager, der eine große Veranstaltung plant, kann sich keine langen Diskussionen darüber leisten, ob der Teppich rot oder blau sein soll. Er muss schnelle Entscheidungen treffen und klare Anweisungen geben, damit das Event reibungslos läuft.

Die Vorteile des autoritären Führungsstils

Obwohl der autoritäre Führungsstil oft kritisch betrachtet wird, bietet er einige klare Vorteile:

Schnelle Entscheidungsfindung – In Notfällen oder bei dringenden Problemen ist es hilfreich, wenn eine Person das Kommando hat und nicht erst lange Diskussionen geführt werden müssen.

Klare Strukturen und Vorgaben – Das Team weiß genau, was zu tun ist. Das kann besonders bei großen, komplexen Projekten von Vorteil sein.

Hohe Disziplin und Effizienz – In einem straffen System gibt es weniger Raum für Verzögerungen oder ineffiziente Prozesse.

Geringe Unsicherheit im Team – Da alle Anweisungen klar vorgegeben sind, müssen sich Mitarbeiter keine Gedanken darüber machen, ob sie etwas richtig oder falsch machen.

Die Nachteile des autoritären Führungsstils

Trotz seiner Vorteile hat der autoritäre Führungsstil auch einige erhebliche Nachteile:

Wenig Eigenverantwortung – Mitarbeiter werden oft passiv und entwickeln keine eigene Initiative.

Geringe Motivation – Wenn Mitarbeiter keine Entscheidungsfreiheit haben, fühlen sie sich oft nicht wertgeschätzt.

Innovationshemmend – Kreative Ideen kommen meist aus Diskussionen und nicht aus reinen Befehlsstrukturen.

Hohe Fluktuation – Mitarbeiter, die sich nicht entfalten können, wechseln oft zu anderen Unternehmen.

Ein autoritärer Führungsstil kann also kurzfristig effektiv sein, aber langfristig problematisch werden, wenn er nicht mit anderen Führungsansätzen kombiniert wird.

Wie kann man autoritäre Führung richtig umsetzen?

Ein autoritärer Führungsstil bedeutet nicht automatisch, dass die Führungskraft diktatorisch oder unfair sein muss. Wenn er richtig angewendet wird, kann er effektiv sein, ohne das Team zu demotivieren.

1. Respektvoll kommunizieren

Befehle geben heißt nicht, Mitarbeiter herablassend zu behandeln. Klare Kommunikation kann auch freundlich und respektvoll sein.

2. Erklären, warum Entscheidungen getroffen werden

Mitarbeiter akzeptieren autoritäre Entscheidungen eher, wenn sie den Hintergrund verstehen.

3. Den Stil nur dort anwenden, wo es nötig ist

Ein Mix aus autoritärer Führung in kritischen Situationen und mehr Freiheit in kreativen Prozessen kann effektiver sein als reiner Autoritarismus.

4. Die richtigen Mitarbeiter auswählen

Manche Menschen arbeiten besser in straffen Strukturen, andere brauchen mehr Freiheit. Ein autoritärer Führungsstil funktioniert am besten mit einem Team, das gut mit klaren Strukturen umgehen kann.

Fazit: Autoritäre Führung ist nicht per se schlecht – sie muss richtig eingesetzt werden

Der autoritäre Führungsstil wird oft als überholt oder zu streng angesehen. Doch es gibt Situationen, in denen klare, schnelle Entscheidungen notwendig sind.

Aaron Brück bringt es auf den Punkt: „Autoritäre Führung ist kein Problem, wenn sie situativ angewendet wird. Wer glaubt, dass moderne Führung immer nur demokratisch sein muss, unterschätzt, wie wichtig klare Anweisungen in bestimmten Momenten sind.“

Führung bedeutet nicht, sich für einen Stil zu entscheiden und diesen immer durchzuziehen. Erfolgreiche Führungskräfte wissen, wann klare Anweisungen nötig sind – und wann es besser ist, Mitarbeiter in Entscheidungen einzubeziehen.

Über Aaron Brück:
Aaron Brück ist erfolgreicher Unternehmer, Vortragsredner und Experte für Leadership. In seinen Keynotes zeigt er Führungskräften, wie sie verschiedene Führungsstile situativ anwenden, Teams erfolgreich leiten und langfristig für Motivation und Wachstum sorgen.